Zur Biographie von Carl Troll1)
Carl2) Troll wurde am 24. Dezember 1899 in Gabersee (Wasserburg/Inn) geboren. Seine Eltern waren der Oberarzt Dr. Theodor Troll und Elisabeth (Elise) Troll, geborene Hufnagel.
Das Studium der Naturwissenschaften, besonders der Botanik, Geologie und Geographie, nahm Troll 1919 an der Universität in München auf. Im November 1921 wurde er mit der Dissertation "Die Entfaltungsbewegung der Blütenstiele und ihre teleologische Deutung" promoviert. 1922 legte er das Staatsexamen für das Höhere Lehramt in den Fächern Chemie, Physik, Biologie, Zoologie, Geologie, Mineralogie und Geographie ab.
Zwischen 1922 und 1927 hatte er eine Assistentenstelle am Geographischen Institut in München bei Erich von Drygalski. In dieser Zeit widmete er sich der Glazialmorphologie und besonders der Pflanzengeographie. 1924 bereiste er Italien, Skandinavien, Finnland und Dänemark; 1925 nahm er an der 3. Pflanzengeographischen Exkursion nach Schweden und an einem Gletschervermessungskurs unter Verwendung der terrestrischen Photogrammetrie bei Sebastian Finsterwalder teil.
Anfang 1925 habilitierte Troll mit "Der Einfluß der Ozeanität auf die Pflanzenwelt Mitteleuropas"3) an der Universität München und war dort anschließend als Privatdozent tätig. Im folgenden Jahr trat er eine Forschungsreise nach Südamerika an, die bis in das Jahr 1929 dauerte: Er lernte so Bolivien, Nordchile, Südperu, Ecuador, Kolumbien und Panama kennen. In letzten beiden Jahren seines Südamerikaaufenthalts arbeitete er bei der deutsch-kolumbianischen Fluggesellschaft SCADTA, die von Peter Paul von Bauer gegründet wurde.
Zum Sommersemester 1930 übernahm er die außerordentliche Professur und die Leitung der Abteilung für Kolonial- und Überseegeographie der Universität Berlin. Im Oktober des Jahres heiratete er Elisabeth Kürschner. Dieser Ehe entstammten neun Kinder.4) Im September 1933 brach er zusammen mit Karl Wien zu einer Expedition nach Ost- und Südafrika auf, die bis Juli 1934 dauerte.
Ab dem Wintersemester 1936/37 übernahm Troll als ordentlicher Professor am Berliner Institut für Meereskunde die Leitung der Abteilung Wirtschaftsgeographie. Im selben Jahr wurde er Herausgeber der Zeitschrift "Koloniale Rundschau"5). Zwischen 1937 und 1944 war er stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und im Redaktionsausschuss der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin" tätig.
1937 beteiligte er sich als wissenschaftlicher Leiter an der deutschen Nanga-Parbat-Expedition, bei der außer ihm und Ulrich C. Luft alle anderen Teilnehmer durch eine Lawine zu Tode kamen. Im Anschluss an diese Expedition bereiste Troll zusammen mit Rudolf Schottenloher das italienisch besetzte Äthiopien (Eritrea).
Zum Sommersemester 1938 wechselte Troll an die Universität in Bonn und wurde Leiter des Geographischen Instituts. Dort übernahm er auch den Vorsitz der Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde, den er bis 1964 inne hatte. 1938 und 1940 bereiste er Südosteuropa und besonders Rumänien.
Den Ruf zur Vertretung der Geographieprofessur von Norbert Krebs ab dem Wintersemester 1944/45 an die Berliner Universität wies er zurück, da er mit der Verlegung des Geographischen Instituts nach Scheinfeld befasst war. Ende 1945 konnte das Institut wieder nach Bonn überführt werden, so dass der Lehrbetrieb im Wintersemester 1945/46 wieder aufgenommen werden konnte. Für das akademische Jahr 1946/47 wurde Troll zum Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gewählt.
1947 gründete Troll u.a. die Zeitschrift "Erdkunde". Für das Wintersemester 1948/49 übernahm er eine Gastprofessur an der Universität in Zürich. Im Jahr 1949 wurde in Mainz die Akademie der Wissenschaften und der Literatur (kurz Mainzer Akademie genannt) gegründet. Troll wurde im selben Jahr noch Mitglied und leitete ab 1950 die Kommission für Erdwissenschaftliche Forschungen.6) 1949 übernahm Troll den Vorsitz des Fachausschusses der Geographie der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft bzw. später Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), 1951 wurde er in deren Senat gewählt7) und war bis 1959 auch als Gutachter tätig. Ebenfalls im Jahr 1951 wurde er zum ersten Vorsitzenden der Deutschen Quartärvereinigung gewählt, in deren Vorstand er bis 1954 tätig war. 1953 hielt er als Gastprofessor an der University of Wisconsin (Carl-Schurz-Professur) Vorlesungen und im nächsten Jahr unternahm er eine Forschungsreise nach Mexiko. Im Jahr 1956 wurde er Vizepräsident der "International Geographical Union" (IGU).
Ab 1957 war er der Mitherausgeber der Zeitschrift "Die Erde" der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und 1960 erfolgte seine Wahl zum Präsident der IGU. Für das akademische Jahr 1960/61 wählte man ihn zum Rektor der Bonner Universität. Von 1962 bis 1967 war er Mitglied im Kuratorium der Stiftung Volkswagenwerk. 1964 leitete er den Internationalen Geographenkongress in London, auf dem er erneut zum Vizepräsident der IGU gewählt wurde, bis er 1968 sein Vorstandsamt niederlegte und nur noch die Leitung der Kommission für "High Altitude Geo-Ecology" der IGU inne hatte. Daneben war er von 1957 bis 1959 Ratsherr der Stadt Bonn für die Christlich-Demokratische Union.8)
Nach seiner Emeritierung Ende März 1966 zog sich Troll nicht aus der wissenschaftlichen Fachwelt zurück, sondern organisierte Symposien zur Hochgebirgsgeographie wie das UNESCO-Symposium "Geo-Ecology of the Mountainous Regions of the Tropical Americans" (1966) oder das IGU-Symposium "Geoecology of the High-Mountain Regions of Eurasia" (1969). Auch als Herausgeber war er weiterhin tätig, so z.B. bei der 1968 begründeten Schriftenreihe "Erdwissenschaftliche Forschungen" der Mainzer Akademie. Im Januar 1975 konnte Troll noch am Festkolloquium zu seinem 75. Geburtstag und 50. Dozentenjubiläum teilnehmen, starb jedoch ein halbes Jahr später am 21. Juli 1975 an Herzversagen. Troll fasst die Bereiche seiner Forschungen in Lebensläufen und ähnlichen Unterlagen wie folgt zusammen: Geomorphologie, Bodenkunde, Eiszeitforschung, Klimatologie, Pflanzengeographie, Photogrammetrie und Kartographie, Landschaftskunde, Landschaftsökologie, Agrar- und Wirtschaftsgeographie, wissenschaftliche Luftbildforschung, Ibero-Amerikanistik und vergleichende Hochgebirgsforschung.

Sabine Richter, Oktober 2003
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1) Die Informationen zu Trolls Biographie beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf den Personalbogen in Trolls Personalakte der Universität Bonn von 1955 (AUB PA 11385) und die Lebensläufe von Carl Troll der Jahre [ca. 1945] (AGIB NL Troll 340 und für die Militärregierung der amerikanisch besetzten Zone in NL Troll 64), [ca. 1957] in NL Troll 274, [nach 1960 und nach 1965] in NL Troll 5 und auf folgende Publikationen: LAUER (Hg.) 1970, S. 26-27; BÖHM 1991a, S. 242, 247-248; LAUER 1970, S. 12, 14; LAUER 1976, S. 1-4 und LAUTENSACH 1959, S. 245, 247, 251. Zurück
2) Troll änderte die Schreibweise seines Vornamens in den 20er Jahren von Karl zu Carl; RICHTER 1999, S. 47. Zurück
3) Im Nachlass Troll gibt es auch einen Fahnendruck mit dem Titel "Ozeanische Züge im Pflanzenkleid Mitteleuropas" (AGIB NL Troll 418). Zurück
4) Kuratorium der Universität Bonn an Carl Troll vom 14.7.1945 und Geburtsurkunde des jüngsten Kindes, Franz (AUB PA 11385). Zurück
5) Bereits 1931 bis 1932 fungierte er als Mitherausgeber dieser Zeitschrift. Zurück
6) Für die Mitgliedschaft s. Pascual Jordan (Vizepräsident der Akademie) an Carl Troll vom 7.10.1949 (AGIB NL Troll 97). Zurück
7) Vgl. hierfür auch AGIB NL Troll 176. Zurück
8) BECK 1982, S. 278. Zurück
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