Bestandsgeschichte des Nachlasses
Troll1)
Die Privatbibliothek, Manuskripte und Akten von Carl Troll aus seiner
frühen Schaffenszeit überdauerten den Zweiten Weltkrieg, da sie
vor dem Luftangriff auf Bonn zusammen mit der Bibliothek des Geographischen
Instituts nach Stromberg und später nach Scheinfeld ausgelagert und
wieder zurückgeführt wurden.2)
Ältere Akten aus dem Nachlass Troll sind noch von ihm selbst beschriftet
und verpackt worden. Die jüngeren Akten hingegen, die sich noch in
dem Direktorenzimmer befanden, sind teilweise nach der Emeritierung Trolls
von seinem Nachfolger Wilhelm Lauer verpackt worden. Sie wurden im Keller
und auf dem Dachboden des Geographischen Instituts in der Franziskanerstraße
gelagert. Ein Teil dieser Akten wurde ca. 1970 bis 1975 ins Lager der ehemaligen
Kistenfabrik Soennecken ausgelagert und später vernichtet. Hierbei
kann es sich um Korrespondenz aus der unmittelbaren Nachkriegszeit (ca.
1945 bis 1953) handeln, da dieser Zeitraum im Nachlass nur bruchstückhaft
überliefert ist. Was dabei noch verloren ging, ist nicht feststellbar.
Im Zusammenhang mit dem Umzug der Geographischen Institute in die Meckenheimer
Allee sichtete Hans Böhm zwischen 1985 und 1986 das Material und kassierte
dabei eine Sammlung von Einladungen diplomatischer Vertretungen und ähnlichen
Institutionen, von Reise- und Unterkunftsprospekten sowie allgemeine Rundschreiben
von bzw. Einladungen zu Fakultätssitzungen und dergleichen. Es erfolgte
keine Kassation bei Schriftstücken wie Briefen oder Manuskripten.
Es besteht eine Lücke bezüglich Trolls Akten zu seinen Reisen
und Tagungen: Es gibt dazu eine Auflistung, die Troll selbst noch bis ins
Jahr 1975 anfertigte.3) Jedoch sind nicht alle dort aufgeführten Akten auch im Nachlass zu finden. Es ist heute nicht mehr nachvollziehbar, ob diese wieder aufgelöst wurden und wo ggf. diese Akten aufbewahrt
wurden bzw. wann und warum sie verloren gingen. Eventuell gehören
einige dieser Akten zu denen, die von Böhm kassiert wurden, da sie
nur Hotelprospekte und ähnliche Materialien enthielten.
Bereits vor Trolls Tod hat seine Frau Elisabeth von den Reisetagebüchern
aus Südamerika, Ostafrika, der Nanga-Parbat-Expedition und aus Mexiko
maschinenschriftliche Abschriften erstellt, um diese für eine wissenschaftliche
Bearbeitung zugänglich zu machen4): Troll hat nämlich
seine Tagebücher, viele Manuskripte und Notizen in der Gabelsberger
Kurzschrift verfasst, so dass die Texte ohne Kenntnis der Kurzschrift nicht
lesbar sind. Die handschriftlichen Originaltagebücher wurden an das
Geographische Institut abgegeben (z.B. die Afrika-Tagebücher befinden
sich seit 1986 dort; die letzten Tagebücher sind ca. 1990/1991 übergeben
worden5)). Die von Troll erstellten Durchschriften gab Frau
Troll an die Botanische Staatssammlung in München. Beide Einrichtungen
erhielten auch die von ihr gefertigten Abschriften.
Wilhelm Lauer benutzte als Trolls Nachfolger bei der Mainzer Akademie
die Institution betreffenden Akten zur eigenen Information weiter und übergab
diese etwa 1995/1996 dem Archiv. Ein anderer Teil der Akten, die überwiegend
Trolls Amtszeit als Institutsdirektor umfassen und die zu einem unbekanntem
Zeitpunkt ins Universitätsarchiv gelangten, wurden dem Geographischen
Institut 1996 übergeben.6)
Manche Dokumente erhielt das Geographische Archiv erst während bzw. nach Abschluss
der Erschließungsarbeiten des Nachlasses Troll: zahlreiche Fotos,
weitere Thermoisoplethen-Diagramme in Übergröße, diverse
Karten, maschinenschriftliche Abschriften zu den Bolivientagebüchern, mikroskopische Proben. Alle Nachträge sind im Bestand ergänzt worden.
Im Rahmen dieser Nachlasserschließung wurde die umfangreiche Fotosammlung
von Troll nicht berücksichtigt.
Sabine Richter, Oktober 2003
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1) Die Informationen entstammen Gesprächen, die Sabine
Richter mit Hans Böhm im Rahmen der Magisterarbeit (RICHTER 1999)
führte. Andere Quellen werden in den Fußnoten angegeben. Zurück
2) Für den Vorgang der Auslagerung siehe BÖHM
1991b, S. 301-311. Im Geographischen Archiv sind Listen zu den ausgelagerten
Materialien vorhanden (AGIB NL Troll 84). Zurück
3) Vgl. maschinen- und handschriftliche Auflistung (Handakte Böhm "Archiv"). Zurück
4) Nur ein Teil der Tagebücher, die Troll in Bolivien
schrieb, sind veröffentlicht worden: Troll, C. (1985): Tagebücher
der Reisen in Bolivien 1926/1927. Bearb. von Felix Monheim. Hrsg. von Ingeborg
Monheim. Aus dem Stenogramm übertr. von Elisabeth Troll. Erdwissenschaftliche
Forschung 19, Stuttgart. Zurück
5) Vgl. Handakte Böhm "Carl Troll Tagebücher". Zurück
6) Bei diesen Akten besteht ein gesonderter Vermerk auf
der Bestandsliste, die von Böhm erstellt wurde: Bestand 165; s. dazu
auch die Aktennotiz von Thomas Becker aus dem Bonner Universitätsarchiv
(RICHTER 1999, S. 108). Zurück
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